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Die Vögel

«Wer sind Sie? Woher kommen Sie? Was wollen Sie hier? Sie sind die Ursache für das Unheil! Sie alleine sind schuld! Sie sind böse!»

Das Theater Neufeld spielt Die Vögel – ein Horrorszenario nach Alfred Hitchcock

Aufführungen 15. | 17. | 18. | 22. | 24. und 25. Februar 2022, jeweils 20:00 Uhr in der Aula Gymnasiums Neufeld.

Weitere Informationen und Reservation hier

Kritik der Premiere

«Don’t be afraid, darling!» – Einladung zur diesjährigen Produktion der Theatergruppe
«Wenn ich ein Vöglein wär und auch zwei Flüglein hätt’…» – Fast sind die Zuschauenden versucht mitzusummen, wenn die Theatergruppe des Gymnasiums Neufeld das romantisch anmutende Liedchen anstimmt. Allerdings entpuppt sich Harmloses in ihrer diesjährigen Produktion «Die Vögel. Ein Horrorsenario nach Alfred Hitchcock» bald einmal als Abgründiges.
«Die Vögel», ein Horrorfilm, eine interessante Auseinandersetzung mit der Irrationalität der Angst, ein Klassiker mit grossartigen Bildern oder doch in erster Linie ein sexistischer Film mit unerträglich gewordenen Geschlechterrollenbildern? Was als Beschäftigung einer Gruppe von Teenagern mit dem Tempo des Filmklassikers, seinen Figuren, seiner gruseligen Thematik oder der Beziehung von Menschen zu Vögeln beginnt, entwickelt im Verlauf des Theaterabends eine Eigendynamik, die zunächst Einzelne, dann das ganze Ensemble ergreift und schliesslich auf das Publikum übergeht. Lovebirds, Amseln, Krähen, Möwen – woher kommen die vielen Vögel, was tun sie? – Nach und nach machen sich Angst und Panik breit. Angst vor Spinnen und Bandwürmern, vor dem Alleinsein oder vor menschlicher Gemeinschaft, davor, nicht zu genügen, nicht okay zu sein. Davor, dass die Welt aus den Fugen geraten ist, unerklärliche Dinge passieren, Kontrollverlust Realität ist. «Abgründe tun sich auf, Gewissheiten geraten ins Wanken. Finden Sie nicht auch, dass es kälter geworden ist?», fragt Alfred Hitchcock uns, die Zuschauenden, ganz direkt – und tatsächlich, wir glauben, die um sich greifende Kälte zu spüren. «Ich versuche, das Publikum immer so viel leiden zu lassen wie möglich», offenbart er. Er spiele eben gerne. Was das wohl für die Besucher*innen der Aufführung bedeutet? Gebannt schielen wir von da an auf den Koffer mit der Bombe, obwohl wir wissen, dass alles Teil seiner Dramaturgie ist und auch wir manipuliert werden. Währenddessen mutieren die Schauspielenden zu Bewohner*innen des Küstenstädtchens, das von den Vögeln heimgesucht wird, und schliesslich zu Melanie Daniels, der Hauptdarstellerin in «The Birds», gespielt von Tippi Hedren. Der Lieblingsschauspielerin des Meisters. Bei ihr endet die Aufführung, mit ihr distanzieren sich die Figuren und mit ihnen das Publikum vom Altmeister, seinen Manipulationen und seinen Übergriffen. Ob Distanzierung auch Emanzipation und Befreiung ist, bleibt offen. Und so hallt der Satz Hitchcocks nach, mit dem die Aufführung ausklingt: «Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realität».
Nach der letztjährigen Remote-Produktion präsentiert uns die Theatergruppe unter der Leitung von Murielle Jenni und Moritz Achermann dieses Jahr analoges Theater in Reinform. Der Bühnenraum ist, passend zum dominierenden Gefühl, in kaltem Licht gehalten und offenbart zunehmend mehr Tiefendimension. Requisiten und Kostüme setzen die wenigen Farbakzente. Die Ensemblemitglieder beeindrucken durch ihre grosse Bühnen- und Gruppenpräsenz, ihre Lust am Spiel und ihre enorme Vielseitigkeit. So wechseln sie mühelos die Rollen, produzieren am Soundtisch Geräusche, die den aufkommenden Horror hörbar machen und von der Musiktechnik übernommen werden, oder gestalten die Bühne bei laufender Produktion um, so dass der Pet Shop, ein Strand, die Schule, die Dorfkneipe und schliesslich ein Zuhause angedeutet werden. Sie reden über einen Film, sie spielen Auszüge daraus, werden Teil davon und lassen uns erleben, wie der Horror anhält und wächst, immer näherkommt, da er sich Erklärungs- und Auflösungsversuchen konsequent entzieht. Wir erleben ein eingespieltes Ensemble, einen brillanten Hitchcock und ganz grundsätzlich das eindrückliche Ergebnis der theaterpädagogischen Kunst von Murielle und Moritz. Fazit: unbedingt hingehen!

Birgit Potjer, Rektorin Abteilung GH

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